SEVEN UP für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und (otional) Videoprojektion (1993/94)

SEVEN UP ist ein synästhetisches Experiment: Musik und Bild sind vergleichbar strukturiert, wodurch rezeptionelle Gleichgewichtung der Medien erreicht werden soll. Synästhesie in dem hier verwandten Sinn setzt parametrisches, den Kompositionsprozess fundamental bestimmendes Denken voraus, das die Medien nicht nur aufgrund ihrer charakteristischen Zeitgebundenheit übergreifend ordnet, sondern auch unter Beibehaltung ihrer jeweiligen medienspezifischen Eigenschaften - Bildsequenzen können z.B. Dinge erzählen, während die Musik zu vergleichbar konkreten Aussagen nicht in der Lage ist - ausdrucksbildend wirkt. In SEVEN UP werden bimedial gebaute palindromische Modelle ähnlich zeitbezogen benutzt und erzeugen so formalsyntaktische Identitäten bei differierender Aussage. Film und Musik werden vollkommen verschieden rezipiert, da die Rezeptions-Schwerpunkte naturgemäß weit voneinander entfernt liegen. Es entsteht systemgebundene, dem synästhetischen Ansatz von vornherein innewohnende Reibung; sie besitzt neuartigen Reiz, da eben jene variable Entfernnung der Medien zueinander erstmals Gegenstand kompositorischer Arbeit ist. Die entstehenden intermediell wirkenden Kategorien könnten lauten: Kommentar, Kontrapunktion und Negation. Sie - die Zuschauer - hören und sehen ähnlich oder identisch Strukturiertes, wobei bei gleichem medienübergreifenden Ziel, das ästhetische Resultat stets unterschiedlich ausfällt. Sie sehen Bilder, die wie musikalische Motive verknüpft, gespiegelt oder großformal gesetzt werden, ihr zeitgleich erscheinendes musikalisches Gegenüber aber kommentieren, kontrapunktieren oder negieren können; Sie hören umgekehrt Musik, die sich filmischer Techniken wie Schnitt, Montage, Überblendungen etc bedient, gleichzeitig aber die synchron gezeigten Bildstrukturen kommentierend, kontrapunktierend oder negierend verändert. Bild und Musik werden durchgehend wie zwei eigenständig geführte Stimmen einer streng linearen Satzstruktur behandelt, wobei in ständiger Spannung synchrone und diachrone Verwandtschaften entstehen oder zerfallen.

Ausschnitt: Seven Up, Satz I-Anfang

Videoausschnitt: 24 sec, 0.9Mb

weitere Informationen zum Stück in: Kommentar und Analyse