Ausschnitt aus:Mavors für Bassetthorn Solo (1995)

MAVORS (1995) für Bassetthorn solo in F

Der Name MAVORS bezeichnet eine altitalische Gottheit; es ist der Vorläufer des späteren Kriegsgottes Mars. Im Gegensatz zu diesem lag seine Bedeutung jedoch mehr in der Wahrung (und dem Schutz) der Schöpfung als in dessen Zerstörung. Dabei blieb er ambivalent: zwar war er Symbol des Reichtums der Erde (Aussaat, Wachstum, Ernte), aber gleichzeitig auch Bild ihrer Zerstörungskraft (Sturm, Unwetter, Flut). Seine Bedeutung erstreckte sich aber auch auf die Verhaltensweise antiker Kulturen zueinander, d.h. paradoxerweise erzwang der notwendige Schutz vor Zerstörung auch die Anwendung von Gewalt, dann nämlich wenn zu ihrer Abwendung nur aggressives Verhalten übrig blieb.

MAVORS besteht aus wenigen Elementen, deren "Wachstum", "Reife" und (mitunter auch) "Zerstörung" hörbar werden. Zwei ähnlich strukturierte Skalen bilden eine Art kompositorischer "DNA", aus denen - spiralförmig und ineinander verdreht - die musikalischen Objekte entstehen und vergehen. Die Nachvollziehbarkeit der Prozesse war unbedingte kompositorische Maßgabe und Voraussetzung. Eine entsprechend einfache Architektur und die deutliche Wiedererkennbarkeit der erklingenden Objekte - auch in ihren verschiedenen Alterungsgraden - sollen dies ermöglichen.

MAVORS wurde für Peter W. Schatt komponiert und ist ihm freundlich zugeeignet.

Mavors für Bassetthorn solo in F (1995, Tonbandproduktion vom Mai 1995)

Peter W. Schatt, Basstthorn

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