ELEVEN für Flöte, Klarinette, Trompete, Harfe, Klavier, Violine, Viola und Violoncello (1994)

ELEVEN ist das Schlußstück der Werkgruppe I , die zwischen 1992 und 1994 entstand. Das Stück, wie die übrigen des Zyklus´ (FOURTUNES für Flöte, Violoncello und Klavier; SEVEN UP für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Videoprojektion) auch, beschäftigt sich mit dynamischen Prozessen, deren Syntax- und Zeitproportionen der Lukas-Reihe entnommen sind. ELEVEN ist das Finalstück des Zyklus´, aber auch in sich auf den Schlußsatz bezogen. Satz I bildet verschiedene musikalische Objekte aus - und erzeugt nicht erfüllte Hörerwartungen, die in Satz II.1 und Satz II.2 verarbeitet und variierend durchgeführt werden; deutlichstes Beispiel dafür sind die zahlreichen TANGO-Derivate. Dem Stück liegen darüberhinaus Erkenntnisse über die Wirkung verschiedener Beschleunigungsmodelle zugrunde, die sich anhand von Zahlenreihen (s.o.) ausdrücken lassen. Diese werden dem Filmschnitt vergleichbar strukturiert und montiert. Ebenso werden Klang-Felder, harmonische Verdichtungen und Entladungen benutzt, die aus dem in der Großform angewandten Proportionsdenken abgeleitet sind.
Der komplexen kompositorischen Arbeit entspricht die "harte" instrumentale Arbeit der Musiker, will heißen, daß das Moment der "Arbeit", "Anstrengung" und "Mühe", die eine Aufführung wegen der anspruchsvollen Partien bedeutet, inhaltlicher Bestandteil des Stücks ist, sowie der (argentinische) Tango der "Schwere" und "Mühe" des Lebens melancholischen Ausdruck verleiht. Konsequenz daraus ist hier aber nicht, wie im südamerikanischen Topos, resignative Zurückgezogenheit, sondern - im Gegenteil - kämpferischer, fast aggressiver Vitalismus, der sich insbesondere dadurch kennzeichnet, daß die vielfach aufgesplitterten musikalischen Aktionen und Objekte trotz ihres Divergierens in einzelne Farben, Klanginseln und Stillständen zu einer einheitlich sprechenden, energisch Aufmerksamkeit fordernden Stimme zusammenfinden.

 

Ausschnitt aus: Eleven, Satz II.2