ECOUTE II für (verstärktes) Streichquartett und Klarinette (1997)
im Gedenken an die 350. Wiederkehr
des "Westfälischen Friedens" 1998

ECOUTE II ist das mittlere der drei ECOUTE-Stücke, die zwischen Oktober 1996 und Oktober 1997 entstanden und alle einen gemeinsamen Urpsrung besitzen. Der Imperativ ECOUTE (Höre!) verweist auf die thematische Sphäre um die es geht: Dunkelheit - Nacht.

ECOUTE II benutzt - im Gegensatz zu den beiden anderen Stücken - dabei die Begriffe Dunkelheit und Nacht als komprimierte Metaphern für (menschliche) Irrationalität - mit den daraus sich ergebenden folgenschweren Konsequenzen. Der hier musikalisch-kompositorisch benutzte Imperativ HÖRE! - will heißen: Reflektiere! - scheint die einzige Möglichkeit zu sein, mit der die atavistischen Kausalketten ||: Aktion-Reaktion-Konflikt :|| zu durchbrechen sind. Die pathogenen Automatismen von Eskalation und Explosion spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Trauer über die Unmöglichkeit eine einmal angestoßene Gewaltmechanik zu stoppen. Konkreter Anlaß ECOUTE II zu komponieren war der 1998 stattfindende 350. Jahrestag des Westfälischen Friedens, der in NRW ungewöhnlich umfangreich an die Ereignisse vor fast 400 Jahren erinnerte. Der Komposition voraus ging eine intensive Beschäftigung mit dem frühen 17. Jahrhundert, insbesondere mit dem polit-historischen Begriff der Verdichtung, der die langjährigen Vorgänge zu beschreiben versucht, die 1618 zur Katastrophe führten.

In ECOUTE II habe ich erstmals den Versuch unternommen den "artfremden" TerminusVerdichtung in meine Kompositionstechnik zu integrieren. Gleichzeitig ist aber etwas völlig anderes zu hören: ein schwebender Klagegesang, der nicht nurVerlust betrauert, sondern ebenso beständige Wachsamkeit anmahnt. Inwieweit die komplexe Verflechtung dieser Reflexionsebenen musikalisch überhaupt gelingen kann, müssen Sie beurteilen - also hören Sie hin! ECOUTE!

 

 

 

Ausschnitt aus: Ecoute II, Satz III