[ Merseburger Zaubersprüche (Faksimile), 187 kb ]
In Analogie zu diesem Fundort verwendet die Komposition Teile des liturgischen Traktus, an das der erste der Zaubersprüche textlich angekoppelt wurde. Durch die Live-Elektronik wirkt dieser als Hinter- bzw. Untergrund, aus dem er sich an einigen Stellen reliefartig abhebt.
TraktusAbsolve ... animas.... Befreie die Seelen. Ab omni vinculo.... Von jeder Fessel....Et lucis aeternae beatitudine perfrui. Und lass sie genießen die Glücksseligkeit desewigen Lichts.Sicut servus desiderat ad fontes aquarum Wie der Hirsch verlangt nach der QuelleIta desiderat anima mea ad te.... So verlangt meine Seele nach Dir...Fuerunt mihi lacrimae meae panes Mir sind meineTränen zur Speise gewordendie ac nocte bei Tag und bei Nacht.Dum dicitur mihi per singulos dies: Und alle Tage sagt man mir doch:Ubi est Deus tuus? Wo istdein Gott?
insprinceiris sazun idisi Einst setzten sich Idissen,sazun hera duoder setzten sich hierher.suma hapt heptidun Manche hefteten Haft,suma heri lezidun manche hemmten das Meer.suma clubodun umbi cuoniouuidi Einige zerrten an den Fesseln.insprinc haptbandun Entspring den Haftbanden,invar vigandun entfahr den Feinden
Absolve ... a n imas.... | | | |Zur Komposition des Traktus wird ein sogenanntes Terzenfeld verwendet, das alle Verhältnisse enthält, die aus den Zahlen 4, 5, 6, und 7 gebildet werden können. Der Intervallabstand zwischen zwei benachbarten Tonorten ist immer eine große bzw. kleine Terz. Diese Terzen sind im á capella Gesang als natürliche Terzen zu verstehen. In der Komposition dieses Terzenfelds werden alle möglichen Intervalle einbezogen. Zum Beispiel ist der Tonabstand von 6/4 zu 5/5 eine Quint, der Abstand 6/4 zu 4/5 eine None.Befreie (die Seelen.) | | | | |eiris sazun i |disi sazun hera duo der | | | Ab omni vinculo.... Et lucis aeternae beatitudine perfrui. | | | | |suma hapt | | | | |hepti | | |ewigen du n suma heri le zidu n Sicut servus desiderat ad fon tes aquarumSeelen Seelen Seelen | | I t a | | | | ad | te... | desiderat a ni ma mea |suma clubodun umbi cuoniouuidi Fuerunt mihi lacrimae meae panes die ac nocte| |Trae nen Dum dicitur mihi per singulos dies: | |insprinc haptbandun invar vigandun Ubi est Deus tuus?dein
Rhythmik und Dynamik können, je nach Lesart um die horizontale Achse des Grundtons gespiegelt werden, wobei die Rhythmen sowohl als Töne ´wie auch als Pausen interpretiert werden.
Für den Zauberspruch hingegen wird eine Reihe verwendet die im weitesten Sinne dodekaphonischer Grundprinzipien entspricht. Das Tonmaterial besteht aus zwei kurzen Reihen aus 5 Tönen (1. G und 2. G) nebst ihren Krebsgestalten (1. K und 2. K) einer transponierten Umkehrung (1. U und 2. U) und Krebsumkehrung (1. KU und 2. KU). Aus allen Fünftongruppen lassen sich alls Intervalle innerhalb einer Oktave bilden.
Beide Tonsysteme überschneiden sich in einer begrenzten Anzahl von Tönen, die in der Komposition an den textlichen Übergängen (s.o.) zum Tragen kommen.
Zur Komposition des Zauberspruchs werden immer 2 Töne entsprechend ihres Intervallabstands innerhalb einer Hülldauer von 8 Vierteln rhythmisiert. Diese Dauer entspricht bei einem Metrum MM=33 einer Dauer von ca. 14,5 sec und wird immer auf einer Atemlänge gesungen.
[ Insprinc Rhythmen, 18 kb ]